Aus für RefWorks
Am 18. September 2013 wurde der SULB mitgeteilt, dass das Präsidium der UdS in seiner 528. Sitzung vom 12. September 2013 einer weiteren Finanzierung des Online-Literaturverwaltungsprogramms RefWorks die Zustimmung versagt hat. Diese Ablehnung trifft RefWorks nicht allein, denn im Rahmen dieser Präsidiumssitzung wurden dem Vernehmen nach alle „projektartigen“ Anträge abgelehnt und nur Vorschläge mit andauernden und weiter zurückreichenden Verbindlichkeiten (erneut) bewilligt. Oder anders ausgedrückt: die Basisdienstleistungen bleiben (zunächst) erhalten, die innovativen, netten, schicken, einzig- und eigenartigen Sonderleistungen werden gekappt.
Auf der RefWorks-Informationsseite der SULB ist zu lesen, dass RefWorks im Jahr 2008 als für UdS-Angehörige kostenlose Campuslizenz auf der Grundlage von Studiengebühren eingeführt wurde. In den Folgejahren ist es leider nicht gelungen, dieses Programm dauerhaft zu etablieren oder zumindest die bei mehrjähriger Finanzierung zu erreichenden Preisnachlässe zu realisieren. Beantragt werden musste immer von Jahr zu Jahr, bewilligt wurde ebenfalls nur für ein Jahr. Diese wenig zuverlässige Finanzierungsbasis war der Verbreitung des Programms sicher nicht zuträglich. Die Neigung, an Schulungen teilzunehmen, wurde ebenso erschwert wie die Entscheidung, das Programm im praktischen Studien- oder Lehrkontext einzusetzen.
Dennoch (oder gerade deshalb) hat die SULB im Lauf der letzten Jahre
- ca. 80 RefWorks-Schulungen abgehalten,
- RefWorks intensiv beworben (Flyer, Plakate, Infoschirme),
- das Programm lokal administriert und in die bestehenden digitalen Informationsstrukturen eingebunden (z.B. Linkresolver zur Ressourcenverknüpfung),
- Anwendern auf Wunsch bei der Anfertigung von Zitierstilen unter die Arme gegriffen,
- Support bei Anwendungsproblemen oder Programmfehlern geleistet,
- an der Weiterentwicklung der Software im Rahmen einer internationalen Admin-Mailingsliste mitgearbeitet.
Infolge dieser Aktivitäten haben über eintausend Angehörige der UdS im Lauf der Zeit eine Kennung eingerichtet, um RefWorks zu testen oder dauerhaft zu verwenden. Viele kamen durch das universitätsweite Angebot zum ersten Mal mit einem Programm dieser Art in Berührung und haben sich mit modernen Literaturverwaltungstechniken auseinandersetzen und auch die Schulungsangebote der SULB in Anspruch nehmen können. Fast dreihundert Benutzer waren im Verlauf der letzten Monate aktiv. Für diese aktiven Benutzer wird im Lauf der kommenden Tage auf der oben erwähnten SULB-Infoseite eine Illustration erstellt, die die verschiedenen Möglichkeiten demonstriert, vorhandene Daten für die weitere Verwendung in alternativen Literaturverwaltungsprogrammen zu exportieren.
Zurück bleibt Unverständnis, dass ein eingeführtes Programm, das auch auf der Grundlage bisheriger Nutzungszahlen mit einem noch immer nur vierstelligen Eurobetrag durchaus kostengünstig ist (ca. € 30 pro Kopf / Jahr gegenüber $ 100,00 pro Kopf / Jahr bei Privatlizenz), das eingebunden war in etablierte Schulungsaktivitäten und von mehreren Hundert Angehörigen der UdS produktiv genutzt wird, nun dauerhaft eingestellt wird. Denn eines ist sicher: auch eine nur vorübergehende Abschaffung macht alle Erfolge der vergangenen Jahre zunichte, und das Angebot der Campuslizenz eines Literaturverwaltungsprogramms an der UdS wird Episode und Kapitel ohne nachhaltige Folgewirkung bleiben. Damit erreicht die UdS ein Alleinstellungsmerkmal, ist sie doch nach Kenntnis der Verfasser dieser Zeilen die einzige Volluniversität, die ihren Mitgliedern ein solches Programm nicht anbietet. Zurück bleibt auch die Erkenntnis, dass es in Zeiten des Schuldenschnitts ratsam ist, sich auf Basisdienstleistungen zu beschränken und die innovativen, netten, schicken, einzig- und eigenartigen Sonderleistungen freiwillig-unfreiwillig einzustellen. Wenn zunehmend Dienst nach Vorschrift erwartet wird, wird vermutlich zunehmend Dienst nach Vorschrift geliefert.
13 Kommentare zu “Aus für RefWorks”
Danke für diesen so wahren Blogtext, es ist sehr traurig, dass die UdS
eine solche Basisleistung abschafft – auch ein rotes Tuch für das
Doktorandenprogramm, denn welcher potenzielle Doktorand sucht sich eine
Universität, die so eine Leistung nicht anbietet?!
geschrieben von iw am 19. Sep, 2013
Liebe Kollegen,
dieser Schritt ist höchst bedauerlich. Refworks nutze ich schon seit meiner Diplomarbeit und habe es nun auch im Rahmen meiner Dissertation verwenden. Leider wird meine Arbeit bis zum Ablauf der Campus-Lizenz nicht fertig gestellt sein, so dass schlichtweg viel Arbeit umsonst war. Es mag alternative Programme geben, die ich auch schon selbst getestet habe, aber es ist keinesfalls so, als könne man seine Refworks-Datenbank einfach dort importieren und alles würde einwandfrei funktionieren. Es können dabei viele Fehler auftreten und man muss von Hand korrigieren. Und selbstverständlich sind alle Referenzen, die ich schon in meinem Dokument abgelegen habe, auch nicht kompatibel zu einer anderne Software.
Falls diese Maßnahme wirklich durchgesetzt wird, wirft mich das sehr weit zurück. Vermutlich bin ich damit auch nicht alleine. In Zeiten, in denen wissenschaftliche Mitarbeiter ohnehin nur über Projektarbeit mit kurzen Zeitverträgen beschäftigt werden, ist das sicherlich für den ein oder anderen kritisch.
Beste Grüße
geschrieben von KT am 19. Sep, 2013
Unverständnis? Nein, logische Folge der Abschaffung von Studiengebühren in einem hochverschuldeten Land, das sich die viel zitierten „Kompensationsgelder“ nicht leisten kann. 3 Tage vor der Wahl kommt man schon ins Grübeln, dass keine Partei mehr den Mumm hat – nicht mal mehr die CSU -, sozial gestaffelte Studiengebühren in ihr Programm aufzunehmen, um damit Projekte zu sichern wie das kommentierte, das dann selbstverständlich auch den von der Gebühr befreiten Studenten zur Verfügung stünde. Das wäre m. E. der richtige Weg einer gesellschaftlichen Solidarität, denn es gibt ausreichend Studenten bzw. Familien, die sich die Gebühren leisten könnten. Aber dazu braucht man eben Mut.
geschrieben von Gernot Feifel am 19. Sep, 2013
Wirklich bedauerlich, dass REFWORKS nicht weiter finanziert wird. Für mich bedeutet dies, eine in Jahren aufgebaute, auf meine Bedürfnisse zugeschnittene Datenbank zu verlieren. Damit gehen auch zig (bezahlte) Stunden Arbeitsleistung den Bach hinunter. Damit wird eine innovative und äußerst praktikable Infrastrukturmaßnahme zur Fehlinvestition. Ich kenne viele Kollegen, die REFWORKS nutzen und habe stets die Nutzung cloud-basierter Systeme meinen Studenten empfohlen. Das Präsidium belehrt nun alle die, die auf mich gehört haben, eines Besseren. Im Saarland ist man bodenständig und konservativ. „Was soll denn das? Internetbasierte Lösungen? Liebe Mitarbeiter, seid froh, dass nicht gleich das ganze Internet abgeschaltet wird.“ So denkt man wohl auf der Entscheidungsebene. Man darf getrost annehmen, dass von den Damen und Herren Entscheidungsträgern niemand REFWORKS selbst nutzt, sonst wäre…. Diesen Gedanken kann jeder für sich fertig denken, der wie ich im guten Glauben an Kontinuität und Innovationskraft der Universität gehandelt hat und jetzt mit nichts weiter als Zitronen da steht.
geschrieben von PD Dr. Elmar Krause am 19. Sep, 2013
Schade!
geschrieben von AMT am 19. Sep, 2013
Zunächst einmal möchte ich Verständnis für die Mitkommentatoren ausdrücken. Literaturverwaltung ist heute wichtiger denn je und sollte eine Dienstleistung der Bibliothek (wessen sonst?) bleiben.
Angesichts des unheilvollen Verschuldens unserer Kinder und Enkel (die im Saarland seit Jahrzehnten gewissenlos vorangetrieben wird), finde ich es jedenfalls vertretbar, die Einsparung am Programm vorzunehmen. Die Schulung kann als solche erhalten bleiben. Die Programme wechseln, die Wissensvermittlung bleibt. Eine Einsparung am Personal – dem Kompetenzträger – fände ich jedenfalls viel schlimmer. Wir hätten das Programm, aber keine Benutzer, die es bedienen könnten.
geschrieben von Wiki Plag am 20. Sep, 2013
Ich kann mich KT nur anschließen. Auch ich schreibe meine Diss mit Refworks und stehe jetzt vor dem tollen Problem, wie exportiere ich meine Daten. Ich habe immer erfolgreich mit dem Programm gearbeitet, insbesondere da es cloud-/web-basiert ist und so standortunabhängig genutzt werden kann. Es ist ein Armutszeugnis für eine Universität, wenn sie es nicht schafft, ihren Studenten und Doktoranden ein solches Programm kostenfrei anzubieten. Dies ist an anderen Universitäten Standard und wirft die Uni im nationalen, aber auch im internationalen – auf den sie sich ja wohl gerade vorbereitet – weit zurück. Warum sollte ein Doktorand an die Uni ins Saarland kommen, wenn noch nicht mal die Basisstrukturen existieren. Es ist mir unverständlich auf welcher Grundlage diese Entscheidung getroffen wurde…
geschrieben von MF am 20. Sep, 2013
Mann, Mann, Mann. Das zieht mir echt den Boden weg. Kann sich bitteschön irgendeiner der Entscheidungsträger mal in die Lage derjenigen versetzen, die in monatelanger Arbeit ihre Daten dort eingepflegt haben, nun davon profitieren wollen, und das Ganze löst sich quasi in Luft auf?
Überall heißt es, man muss sich ranhalten, im internationalen Vergleich nicht zu alt werden usw. usw., und dann tritt einem das eigene Präsidium in die Beine. Grobes Faul, Blutgrätsche, Herr Linneweber!
Mir tut’s auch Leid um die engagierten Leute in der SULB. Ich habe zwei Mal an den Schulungen teilgenommen und fand es toll, mit welcher Sachkunde das Programm präsentiert und mit welcher Engelsgeduld auf die Befindlichkeiten der Leute reagiert wurde. Wenn ich es recht verstehe, müssen die so etwas nicht anbieten. Sie tun es, weil sie es für wichtig halten, aber im letzten Satz klingt ja schon an, dass Engagement auch austrocknen kann oder vielmehr: ausgetrocknet werden kann. Zweites grobes Faul, Herr Linneweber!
geschrieben von AH am 20. Sep, 2013
Diese Entwicklung ist wirklich sehr bedauerlich.
Für meine Dissertation benutze ich Refworks und werde bis Ende Dezember 2013 meine Arbeit leider nicht fertigstellen können. Dies hat zur Folge, dass ich erneut viel Zeit investieren darf, ein neues Literaturverzeichnis anfertigen zu können. Wirklich sehr ärgerlich. Ich bin auch bereit 30 Euro/Jahr für das Weiterbestehen von Refworks zu zahlen.
geschrieben von Melina am 23. Sep, 2013
Hallo zusammen,
ich kann mich meinen ‚Vorrednern‘ nur anschließen. Aber was können wir nun tun? Zig Stunden unserer investierten Zeit einfach abschreiben und hoffe, dass sich schon eine Lösung finden wird?
Oder wollen wir unsere Bedenken vielleicht beim Präsidium zum Ausdruck bringen?
Ich zweifle einmal daran, dass Prof. Linneweber diesen Blog von alleine Lesen und für uns wieder alles gerade biegen wird.
Viele Grüße
geschrieben von EQ am 29. Sep, 2013
Unglaublich, es wird -wie so oft- am falschen Ende angesetzt, um Geld einszusparen…
geschrieben von ST am 30. Sep, 2013
Hi,
tut mir Leid, dass ich mich erst jetzt einschalte, aber ich komme gerade erst aus dem Urlaub zurück. Und was ich jetzt lesen musste, macht mir das Nachurlaubsfeeling schlagartig kaputt. Eigentlich kann auch ich mich meinen Vorkommentatoren nur anschließen, möchte aber trotzdem mal den Kropf leeren.
Eine Universität ist meines Erachtens (auch) ein Dienstleister, der Strukturen aufbauen und unterhalten muss, um der Gemeinschaft der Forschenden, Lehrenden und Lernenden ihr Tätigkeiten überhaupt erst zu ermöglichen. Hierzu gehören selbstverständlich heutzutage neben besten Netzverbindungen und -services (vorhanden: WLAN prima, VPN vorbildlich seit langem) auch ein Reigen von Plattformen, Programmen und Informationsmaterialien, also E-Books, E-Journals, Datenbanken (Ausstattung noch ganz gut) bzw. E-Learning-Plattform (eine Katastrophe seit Jahren, Clix ist ein Graus) und natürlich Literaturverwaltungswerkzeuge.
Ich nutze RefWorks seit Jahren, bin ziemlich angetan und entschieden der Meinung, dass eine Uni so etwas bieten MUSS. Denn natürlich hat “Wiki Plag” Unrecht mit seiner Entweder-oder-Argumentation, die mir – auch und gerade in Zeiten radikaler Sparmaßnahmen – gehörig auf den Senkel geht. Lieber dafür sorgen, dass alle was zu essen haben, dann braucht man kein Theater zu unterhalten. Schwimmbäder auch gleich weg, Bibliotheken sowieso. Ehrlich – das ist Quatsch. Es gibt immer Sowohl-als-auch-Notwendigkeiten, und natürlich muss die UdS das notwendige Personal vorhalten UND ein solches Programm anbieten.
Leider geht unsere Uni gerade aus der Phase eines kontinuierlichen Sinkflugs in den letzten Jahren (in denen man bei jedem Profabgang Angst haben musste, wann und ob es weitergeht, Informatik natürlich ausgenommen) in die Phase eines unkontrollierten Sturzflugs über, in der man allen nur raten kann, schnellstmöglich das Weite zu suchen oder gar nicht erst hier anzufangen. Meinen jüngeren Bruder habe ich gerade erfolgreich ins Reich getrieben, er versucht sein Glück jetzt in Bayern.
Und wie kommen wir (!) jetzt aus dieser Misere? Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir hier von einem – wie zu lesen stand – vierstelligen Betrag für die ganze Uni sprechen, in Worten höchstens neuntausendneunhundertneunundneunzig EUR, mit denen man einen großen Nutzen stiften und im Falle des Wegbrechens einen immensen Schaden anrichten kann.
So gesehen kann ich auch nicht glauben, dass das Präsidium diese Kommentare hier zur Kenntnis nimmt, denn sie hätten sicher a) wenigstens versucht zu erklären (oder erklären zu lassen), wie es zu dieser hanebüchenen Entscheidung kam oder b) (viel besser) diese Entscheidung revidiert. “Jungs, Mädels, tut uns Leid, sorry für die Aufregung, haben wir schlicht falsch eingeschätzt, natürlich geht’s weiter. Und nicht nur für ein Jahr, sondern dauerhaft”.
Das hätte doch was.
Grüße, Kathi
P.S. Noch etwas zu den BIB-Leuten: ich kann mich AH nur anschließen, die Schulung gehörte zu den angenehmeren UdS-Erfahrungen der letzten Jahre. Ich habe an einer Schulung im Hochsommer teilgenommen, und wir waren nur zu zweit. Eigentlich hätte sie damit ausfallen sollen, aber der BIB-Mensch hat sie doch abgehalten, weil ich extra aus der Stadt gekommen war. Es hat sogar bis nach 18 Uhr gedauert, weil noch ein paar Fragen offen waren. Ich fand das damals Hammer, und die Schulung hat mir enorm viel gebracht. Diese Aktion hat ganz sicher mein Bild von den verschlufften und formalistischen Bibliotheksbeamten erfreulich aufgehellt 🙂 Ich finde, man sollte jetzt nicht auch noch denen einen solchen Nackenschlag versetzen!
geschrieben von Kathi am 01. Okt, 2013
Liebe Kathi, liebe Kommentatoren,
erst einmal danke für die Blumen! Ob Bibliotheksmenschen verschlufft sind, können andere besser beurteilen, aber formalistisch und bürokratisch agieren wir an der SULB eher nicht (mehr). Meistens finden wir und die Benutzer mit unseren jeweiligen Interessen ganz gut zueinander.
Zur Frage, ob das Präsidium die Kommentare zur Kenntnis nimmt: auf das Blogposting habe ich den zuständigen Kompensationsmittel-Sachbearbeiter aufmerksam gemacht, der die Information an das Präsidium weiterreichen wollte. Eine Reaktion in der Sache erfolgte bisher nicht. Allerdings wurde betont, dass die Entscheidung gegen RefWorks keinesfalls als Einzelentscheidung des Präsidiums oder einzelner Mitglieder dieses Gremiums aufgefasst werden sollte, da der Senat die Entschlüsse mitträgt. Gerade Prof. Linneweber hatte in den Sitzungen der Vergabekommission noch für die Beibehaltung der RefWorks-Lizenz votiert. Erst als später das gesamte Ausmaß der desaströsen Finanzlage erkennbar wurde, hat man sich (in Senat und Präsidium) gegen RefWorks und andere Projekte entschieden. Dies nur als Hintergrundinformation, um die Kritik nicht ins Persönliche münden zu lassen…
Thomas Kees
geschrieben von tk am 01. Okt, 2013